von Olivia Schmid - 01. Juli 2022-

Aufrüstung und Klimakrise

Auf der Suche nach CO2-Einsparmöglichkeiten werden in einigen Bereichen wenig Kosten gescheut – doch die Rüstungsindustrie und Kriege werden in die Treibhausgasdebatte bisher nicht eingeschlossen.

Die Rüstungsindustrie – Ein vergessener Klimasünder

Die Automobilindustrie ist in im Wandel und es gilt Devise: weg von den Verbrennermotoren und hin zur E-Mobilität. Ein Kleinwagen, welcher 414 Liter Treibstoff auf 100 Kilometer verbraucht, würde kaum jemand kaufen. Vor allem nicht in den Zeiten des Klimaschutzes und seit kurzem auch der Teuerung von Spritpreisen. Doch es gibt Fahrzeuge wie den Leopard-2-Panzer, welche diesen Durchschnittsverbrauch aufzeigen. Die Rüstungsindustrie, sowie Kriege, sind zwei der weltgrößten Schadstoffeminenten – dennoch kommen sie in den Pariser Klimazielen nicht vor.

Wie passen die Klimaziele mit der Rüstungsindustrie sowie der Aufrüstung zusammen? Genau, schwer bis gar nicht, denn die Herstellung und Fertigung verbrauchen enorme Mengen an Ressourcen. Fahrzeuge, Jets, Schiffe und Waffen verbrauchen enorme Mengen an Treibstoff in Übungen und Einsatz. Des Weiteren sind Wartungen aufwendig und Munitionen belasten die Umwelt, da sie ein wahres Wegwerfprodukt sind. Wie viele Emissionen die Rüstungsindustrie insgesamt verursacht, ist schwer zu bemessen, da Konzerne nicht zu Berichten verpflichtet sind und Staaten sich hinter dem Gesichtspunkt der nationalen Sicherheit verstecken. Um zumindest eine grobe Schätzung abgeben zu können, müssen die Daten aus den Statistiken mühsam herausgesucht werden. Es kann gesagt werden, dass mit einem globalen Militärbudget 1,82 Billionen US-Dollar im Jahr 2018 ins Militär geflossen sind – somit fließt jeder 47. weltweit ausgegebener Dollar ins Militär.

Herstellungsemissionen

Bei diesem heiklen Thema halten die Unternehmen die genauen Zahlen der CO2-Emissionen gerne unter Verschluss. Die Eurofighter Jagdflugzeug GmbH teilt mit, dass alle Partner sich verpflichtet hätten, ihre CO2-Emissionen auf die Umwelt verringern. Dazu zählen BAE Systems, Leonardo und Airbus, welche u.a. auch für die Luftfahrt produzieren. Nach eigenen Aussagen hat die Eurofighter-Flotte in den vergangenen Jahren über eine halbe Million Flugstunden hinter sich gebracht, wobei eine Flugstunde erhebliche Umweltkosten verursacht: Denn eine Flugstunde entspricht ca. einem durchschnittlichen Fußabdruck eines bzw. einer deutschen Bürger:in. Im Vergleich zu den 141 Eurofightern, welche international keine Größe darstellt, ist Österreich mit 15 ein noch kleineres Licht.

Heckler & Koch, ein deutsches Rüstungsunternehmen mit Sitz in Baden-Württemberg, nennt ebenfalls keine genauen Zahlen. 750 000 Tonnen CO2 durch Strom und Wärmen sollen dagegen vom Panzerhersteller Rheinmetall im Jahr 2016 ausgestoßen worden sein. Jedoch ist hier nur die Autoteilproduktion eingerechnet.

Am Umsatz gemessen belegen die ersten fünf Plätze Rüstungsunternehmen aus den USA, BAE Systems, welches ein britisches Unternehmen ist, belegt mit einem Umsatz von 21,2 Milliarden Euro den 6 Platz. Das erste deutsche Unternehmen, Rheinmetall, belegt mit einem Umsatz von 3,8 Milliarden Euro den 22 Platz. Deutschland ist somit eher ein kleiner Player in diesem Spiel. Österreich hat in den Jahren 2004 bis 2017 im Gegensatz dazu mehr als 167 Länder beliefert, wovon am meisten in die USA exportiert wurde, und seit dem Jahr 2004 durch das Herstellen von Waffen und Munition rund drei Milliarden Euro Umsatz gemacht. Der bedeutendste österreichische Akteur in dieser Branche ist Glock, welche ihren Hauptsitz in Kärnten hat.

Fazit: Die Rüstungsindustrie – eine Klimasünde schlechthin

Die größte derzeitige Bedrohung, die Klimakrise, wird durch die Rüstungsindustrie beschleunigt und blockiert den nötigen Systemwandel. Zudem gelten Kriege und die Rüstungsindustrie als zwei große Verursacher von Treibhausgasen und eine Aufrüstung, welche aktuell in einigen europäischen Ländern stattfindet oder zumindest diskutiert wird, würde nur noch mehr Öl ins Feuer kippen. Außerdem würde am ohnehin schon geringen Budget, welche in Klimaprojekte fließen und den Klimaschutz fördern, gespart werden.

Europa, und somit auch Deutschland, stecken ebenfalls viele Gelder in das Militär. Im Jahr 2020 betrug das Militärbudget Deutschlands fast 45 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu wurden nur 15 Milliarden Euro für deutsche Umwelt- und Entwicklungspolitik ausgegeben. Diese ethische Problematik, Geld in das Militär zu stecken und an anderen Stellen, wie den Klimaschutz zu sparen, müssen im öffentlichen Diskurs stärker betont werden. Ebenso ist es wichtig die Balance zwischen der Verteidigung der eigenen Werte, sowie Sicherheit, zu finden, und sparsam mit öffentlichen Geldern umzugehen. Eine gemeinsame Nutzung aller EU-Statten von Landesverteidigung bzw. Regionenverteidigung könnte des Weiteren als Idee eines nachhaltigen Militärs gesehen werden.




Literatur:
Elck, Felix. Krieg und Rüstung – Die vergessenen Klimasünder. Die Welt. https://www.welt.de/wirtschaft/article211016375/CO2-Emissionen-Krieg-und-Ruestung-die-vergessenen-Klimasuender.html (Zugegriffen: 05.05.2022)
Nordmeyer, Magdalena. Aufrüstung fördert Klimakrise. Greenpeace. https://www.greenpeace.de/frieden/aufruestung-foerdert-klimakrise (Zugegriffen: 05.05.2022)