von Norman Schmid, 30. Mai 2022-

Nachhaltiger Bergsport und umweltfreundliche Mobilität beim Österreichischen Alpenverein


Studie an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Projektleiter: Norman Schmid

Forschungsprojekt

Das Forschungspojekt wurde im Rahmen einer Masterarbeit im Lehrgang Management und Umwelt an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien in Kooperation mit Umweltmanagement Austria durchgeführt und im Mai 2022 abgeschlossen.

Zielsetzungen:
  • Erhebung der Treibhausgas-Bilanzen von ausgewählten ÖAV-Sektionen
  • Erhebung Umweltmanagement der Sektionen
  • Umweltauswirkungen von Bergsport-Ausrüstung
  • Online-Befragung der ÖAV Mitglieder zu Umweltschutz und Mobilität bei Bergtouren
  • Entwicklung einer Umweltmanagement-Strategie zur Förderung von nachhaltigem Bergsport und umweltfreundlicher Mobilität.
Auftraggeber: Österreichischer Alpenverein (ÖAV)

Projektzeitraum: Jänner 2021 - Mai 2022

Projektteam:
Norman Schmid (Projektleiter)
Sandra Bračun
Holger Köhler

Abstract

Klimawandel und Umweltprobleme stellen die Menschheit vor eine der größten Herausforderungen der Gegenwart. Die Folgen der steigenden Treibhausgas-Emissionen betreffen den Alpenraum und speziell Österreich durch die geografischen Verhältnisse deutlich stärker als andere Länder. Im Zeitraum 1768-2016 war bereits ein Temperaturanstieg von 2,3 °C festzustellen. Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) als eine der größten  Umweltschutzorganisationen in Österreich hat in den Statuten den Schutz und Erhalt der Natur und Bergwelt verankert und in den vergangenen Jahren verstärkte Initiativen des Umweltschutzes ergriffen. Dennoch gibt es bislang keine Treibhausgas-Bilanz der Vereinstouren oder ein systematisches Umweltmanagement der Sektionen.

In der vorliegenden Arbeit wurden die CO2e-Emissionen (CO2-Äquivalent) der Vereinstouren im Jahr 2019 von ausgewählten Sektionen durch die Befragung der Tourenführer*innen und die bisherigen Umweltschutzmaßnahmen in einem Workshop erhoben. Weiters wurde eine österreichweite Online-Umfrage unter den Mitgliedern des ÖAV und anderen Bergsportler*innen zum Mobilitätsverhalten und Umweltbewusstsein durchgeführt.

Die CO2e-Emissionen der Vereinstouren der Sektionen St. Pölten, Liezen und Innsbruck lagen 2019 bei 7,24 bis 14,75 t CO2e und stellen insofern eine bedeutsame Umweltwirkung dar. Die Benutzung des öffentlichen Verkehrs war jedoch die Ausnahme, wobei in manchen Sektionen verstärkt Kleinbusse (9-Sitzer) verwendet wurden und Fahrgemeinschaften bei PKWs die Regel waren. In den Sektionen waren Naturschutzteams etabliert, die verschiedenste Maßnahmen für ökologische Nachhaltigkeit bereits umgesetzt haben, systematische Umweltmanagement-Systeme waren jedoch noch nicht umgesetzt.

Die Online-Umfrage ergab mit 93 % Zustimmung ein sehr hohes Interesse an Natur- und Klimaschutz. Die Befragten zeigten auch eine hohe Selbstwirksamkeit dafür, selbst etwas für Umweltschutz unternehmen zu können. Der Autoverkehr wird vom Großteil als Umweltproblem wahrgenommen und 70 % können sich vorstellen, verstärkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Bergtouren zu fahren.

Basierend auf diesen Ergebnissen wurden konkrete Empfehlungen für ökologisch-nachhaltige Mobilität und Bergsport-Aktivitäten bei den Vereinstouren entwickelt, sowie ein Leitfaden zur Implementierung eines Umweltmanagement-Systems für den ÖAV vorgestellt.

Ergebnisse der Umweltauswirkungen von Bergsport

Bei den Umweltwirkungen durch Bergsport wurde zwischen direkten und indirekten Wirkungen unterschieden. Direkte Wirkungen betreffen lokale Treibhausgas-Emissionen, Reifenabrieb oder Lärm. Indirekte Wirkungen sind durch die Produktionsprozesse (z.B. Footprint der Bergsport-Ausrüstung) und nachgelagerten Prozesse (z.B. Abfallentsorgung) vorhanden.

Der Mobilität kommt mit 30 % der gesamten Treibhausgas-Emissionen in Österreich eine besondere Bedeutung auch bei den Alpenvereinen zu. Problematisch ist ebenfalls zu werten, dass die THG-Emissionen des Sektors Verkehr um 10,2 % im Vergleichszeitraum 1990-2019 zugenommen haben, während andere Sektoren überwiegend eine Reduktion verzeichnen konnten. Die globale Erwärmung hat im Vergleich zur vorindustriellen Zeit eine Steigerung von 1,1 °C verzeichnet und in den Alpenländern sogar 2,3 °C, was bereits zu drastischen Veränderungen der alpinen Fauna und Flora geführt hat.

Bei der Ausrüstung wurden die Umweltauswirkungen von Jacken, Bergschuhen, etc. analysiert. Eine Goretex-Jacke verursacht 72,7 kg CO2-Äquivalente, Bergschuhe 27,1 kg CO2e. Im Vergleich zu fossilen Brennstoffen ist dies jedoch noch immer vernachlässigbar. Ein Liter Benzin ergibt 2,3 kg CO2, eine Jacke entspricht somit einer Menge von 31 Litern Benzin und ca. einer Fahrtstrecke von 500 km. Beispielhaft ist das die Entfernung von Wien nach Stainach in der Steiermark und retour, wenn man zu einer Bergtour am Grimming oder im Toten Gebirge fährt..

Dies beinhaltet auch Risiken für den Bergsport durch die zunehmende Gefahr bei Bergtouren in Bezug auf die Wegbeschaffenheit und Extremwettereignisse. Zusätzlich sind weitere Umweltwirkungen durch Bergsport wie Störung der Wildtiere, Bodenerosion und Gefährdung der Biodiversität zu berücksichtigen. Die Alpenvereine haben diesbezüglich seit langem entsprechende Naturschutzprogramme und Sensibilisierungsmaßnahmen für die Mitglieder entwickelt.

Treibhausgas-Bilanzen ausgewählter Sektionen

Die Treibhausgas-Bilanz der Alpenvereins-Sektionen St. Pölten, Liezen und Innsbruck wurde anhand der Tourenprogramme und mittels schriftlicher Befragung der Tourenführer*innen erhoben. Die Bilanz für das Tourenjahr 2019 ergibt für die Sektion St. Pölten 107 durchgeführte Touren mit einer Tourenan- und Abreise von gesamt 54.137 km. Als Mobilitätsformen wurden vor allem PKW (75 %) verwendet, gefolgt von Bahn (20 %), Kleinbus (4 %) und Rad (1 %). Die Gesamt-Treibhausgasemissionen betrugen 13,29 t CO2e, wobei pro Personenkilometer 70,72 g CO2e verursacht wurden.

Für die Sektion Liezen ergibt die Bilanz für das Tourenjahr 2019 62 durchgeführte Touren mit einer Tourenan- und Abreise von gesamt 28.550 km. Als Mobilitätsformen wurden vor allem PKW (92 %) eingesetzt, gefolgt von Bus (5 %) und Kleinbus (3 %). Die Gesamt- Treibhausgasemissionen betrugen 7,24 t CO2e, pro Personenkilometer wurden 73,12 g CO2e verursacht.

Für die Sektion Innsbruck ergibt die Bilanz für das Tourenjahr 2019 183 durchgeführte Touren mit einer Tourenan- und Abreise von gesamt 45.498 km. Als Mobilitätsformen wurden Kleinbusse mit 74 % gewählt, gefolgt von PKW (23 %) und Bahn (3 %). Die Gesamt- Treibhausgasemissionen betrugen 14,75 t CO2e, wobei pro Personenkilometer 61,72 g CO2e verursacht wurden.

Die Auslastung der PKW ergibt für St. Pölten 2,9 Personen, für Liezen 3,5 Personen und für Innsbruck 3,9 Personen pro PKW. Bei den Kleinbussen ist in Liezen die beste Belegung mit 8 Personen vorhanden, gefolgt von St. Pölten mit 6,3 und Innsbruck mit 5,6 Personen. Zugfahrten wurden in St. Pölten (9,5 Personen) und Innsbruck (7,3 Personen) durchgeführt. Eine Reisbus-Tour wurde nur in Liezen mit 41,5 Personen durchgeführt.

Von allen drei Sektion wurde ein vielfältiges Tourenprogramm angeboten, wobei Wanderungen, Skitouren, alpine Bergtouren, Klettern und Klettersteige am häufigsten durchgeführt wurden. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die CO2e-Emissionen pro Person und Kilometer der drei Sektionen nicht stark differieren. Deutliche Unterschiede gibt es jedoch bei der Wahl der Mobilitätsform. Dies ist auf die geografische Situation, die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und die Priorisierung der Tourenziele zurückzuführen. Deshalb ist ein direkter Vergleich der Sektionen nicht möglich. Die Ergebnisse weisen auch darauf hin, dass die individuelle Erhebung in jeder Alpenvereins-Sektion wichtig ist, um entsprechende Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgase planen und umsetzen zu können.

Empfehlungen für umweltfreundliche Mobilität

Für die Sektionen St. Pölten, Liezen und Innsbruck wurden maßgeschneiderte Empfehlungen für ökologisch-nachhaltige Mobilität erstellt. Für den ÖAV allgemein können folgende Maßnahmen propagiert werden: An erster Stelle sollte die Reduktion von motorisiertem Verkehr stehen, die durch vermehrte Tourenangebote mit dem Rad oder zu Fuß vom Ausgangspunkt erreicht werden könnte. Dies ist selbstverständlich von der Lage der Sektion abhängig und kann nur ein kleiner Beitrag sein, da es nicht zu einer Verarmung des Tourenangebotes kommen sollte. Weiters sollte angedacht werden, Fahrtstrecken zu reduzieren und Mehrtagestouren verstärkt anzubieten, wodurch der Pendelverkehr zu den Bergen vermindert werden kann. Die verstärkte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel stellt einen der potentesten Hebel zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen dar.

Beispielhaft wurde dies für eine Tour von St. Pölten zum Großvenediger veranschaulicht, bei der die Anreise mit Bahn und Taxibus bei 12 Teilnehmer*innen zu einer Reduktion von 447,9 kg CO2e führt, wenn man als Alternative die Anreise mit 3 PKW heranzieht. In der Arbeit wurde auch das Effizienzpotential von optimaler Belegung bei Fahrgemeinschaften mit dem PKW berechnet, das zum Beispiel für St. Pölten zu einer CO2e-Reduktion von bis zu 3,4 t CO2e (25,58 %) geführt hätte. Schließlich kann eine ökologisch-ökonomische Fahrweise mit dem PKW zu einer Minderung der Emissionen beitragen.

Umweltmanagement der Sektionen St. Pölten und Liezen

Parallel zur Erhebung der Treibhausgas-Bilanzen der Sektionen wurden für St. Pölten und Liezen die Klima- und Umweltschutzmaßnahmen mit Schwerpunkt Mobilität analysiert. Dazu wurde ein Workshop mit strukturierten Fragen in Anlehnung an die ISO 14001 Umweltmanagement-Systeme mit den Vertretern der Sektionen durchgeführt. Für die Sektionen St. Pölten und Liezen ergab die Organisationsanalyse große Vorstand-Teams mit guter Aufteilung der Aufgaben. In Bezug auf Umweltschutz ist dabei die Verankerung der Naturschutzreferent*innen von Bedeutung. Beide Sektionen haben bisher vielfältige Klima- und Umweltschutzmaßnahmen durchgeführt, wie beispielsweise die Förderung von öffentlicher Tourenanreise oder die Umweltgütesiegel bei den AV-Hütten.

Die SWOT-Analyse für die Sektion St. Pölten ergab Stärken durch die engagierten Funktionär*innen und Tourenführer*innen, die Arbeitsgruppe Umwelt und Nachhaltigkeit, das vielfältige Tourenprogramm und das große, engagierte Jugendteam, um die wichtigsten zu nennen. Als Schwächen wurde die teilweise kritische Grundhaltung in Bezug auf öffentliche Anreise, ein geplanter Wechsel einiger Vorstandsmitglieder in den nächsten Jahren sowie das kleine Vereinsheim, das nur ein beschränktes Vereinsleben zulässt, identifiziert. Als Chancen wurde das erhöhte Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz in der Bevölkerung, vermehrtes Interesse an umweltfreundlichen Touren, Aktionen anderer Umwelt-NGOs und verbesserte Rahmenbedingungen durch das Klimaticket genannt. Als Risiken sind eine mangelnde Anbindung der NÖ Voralpen an den öffentlichen Verkehr, das Problem der letzten Meile zum Tourenausgangspunkt, erhöhte Organisationsaufwand für Touren mit öffentlicher Anreise und Probleme durch Extremwetterereignisse vorhanden.

Eine Online-Befragung der Vorstandsmitglieder ergab eine 100 % Zustimmung zur aktiven Gestaltung von ökologischer Nachhaltigkeit in der Sektion und zur Vorbildwirkung des ÖAV in Bezug auf Umweltschutz. Das Setzen ambitionierter Ziele zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen wurde zu 92 % befürwortet. Damit ist eine klare Unterstützung des Vorstandes der Sektion St. Pölten für Klima- und Umweltschutzmaßnahmen gegeben.

Die SWOT-Analyse ergab als Stärken für die Sektion Liezen ein vielfältiges Tourenprogramm, die gute Integration von zugezogenen Bürger*innen, die Kooperation mit anderen Umwelt-NGOs, ein großes und engagiertes Jugendteam und ein umfangreiches Angebot für Umweltbildung für Kinder und Jugendliche, um die wichtigsten zu nennen. Als Schwächen wurden geringe Öffentlichkeitswirksamkeit, wenige aktive Mitglieder, eine nicht klare Definition der Aufgaben der Vorstandsmitglieder sowie eine ausbaufähige Zusammenarbeit im Vorstands-Team für Umweltschutz-Agenden identifiziert. Als Chancen wurden das verstärkte Interesse für Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Bevölkerung und bei den Mitgliedern sowie Projekte für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in die Gebirgstäler (Tälerbus) wahrgenommen.
Bei den Risiken wurden die mangelhafte Verkehrsanbindung zu den Tourenausgangspunkten, der zeitliche Mehraufwand bei der Tourenplanung, die Unsicherheit, wie umweltfreundliche Touren angenommen werden sowie durch den Klimawandel verursachte Extremwetterereignisse genannt. Die Online-Befragung der Vorstandsmitglieder ergab eine 100 % Zustimmung zu den Fragen, ob sich die Sektion um Umweltschutz und ökologische Nachhaltigkeit kümmern soll und ob der ÖAV eine diesbezügliche Vorbildwirkung innehat. 89 % stimmen der Auferlegung ambitionierter Ziele zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen zu. Damit ist auch beim Vorstand Liezen eine eindeutige Unterstützung für Klima- und Umweltschutzmaßnahmen vorhanden.

Maßnahmenplan für Umweltmanagement

Auf Basis der empirischen Erhebung und der Literaturrecherche zu den Umweltwirkungen von Bergsport wurden Maßnahmen für ökologisch-nachhaltige Vereinsmobilität erarbeitet. Für die Sektionen St. Pölten und Liezen wurde ein Maßnahmenplan zur Implementierung eines Umweltmanagement-Systems nach ISO 14001 entwickelt. Dieses betrifft den Einsatz der Stärken, die Nutzung der Chancen, die Überwindung der Schwächen und die Minimierung der Risiken.

Es kann beispielhaft das Engagement der Funktionär*innen und Tourenführer*innen noch besser für Umweltschutzmaßnahmen genutzt werden und die Arbeitsgruppe Umwelt und Nachhaltigkeit kann Strategien erarbeiten und konkrete Schritte koordinieren. Über Informationen, Best-Practice-Beispiele und interne Workshops kann das Umweltbewusstsein und Handlungswissen der Tourenführer*innen gefördert werden. Die Kreativität und Lust auf Herausforderungen, die bei anspruchsvollen Bergtouren bewusst gesucht wird, kann auch für Maßnahmen zu umweltorientierter Mobilität genutzt werden. Die Vernetzung mit anderen Sektionen und dem Alpenverein-Dachverband kann ebenfalls zu einer vereinfachten Umsetzung beitragen.

Online Umfrage der ÖAV-Mitglieder

Die Erhebung des Umweltbewusstseins und des umweltbezogenen Verhaltens betreffend die Mobilität bei Bergtouren wurde mit einer österreichweiten Online-Befragung der Mitglieder des ÖAV und anderer Bergsportler*innen durchgeführt und erreichte eine Rücklaufquote von 2.292 Rückmeldungen aus über 70 % der Sektionen.

Das Interesse an Naturschutz ist bei 93 %, für Klimaschutz bei 86 % und umweltfreundlicher Mobilität ist bei 80 % der Befragten hoch oder sehr hoch vorhanden. Mehr als 80 % nehmen den Autoverkehr als großes Problem beim Umweltschutz wahr und 88 % bewerten den öffentlichen Verkehr als wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. 79 % können sich eine verstärkte Verwendung öffentlicher Verkehrsmittel zu den Bergtouren vorstellen.

Als Hinderungsgründe geben 87 % eine schlechte Verbindung, 74 % fehlende Flexibilität und 69 % lange Fahrt- oder Wartezeiten an. Über 80 % der Befragten ist die Produktion der Ausrüstung unter umweltfreundlichen und fairen Bedingungen wichtig. Befragt, ob es leicht ist, selbst einen Beitrag für den Umweltschutz zu leisten, stimmen 86 % stark oder eher zu. Damit wird eine eindeutige Positionierung der ÖAV-Mitglieder und anderer Bergsportler*innen  für vermehrten Klima- und Umweltschutz deutlich sowie die Bereitschaft, selbst einen Beitrag dazu zu leisten.

Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung

Entscheidend für die erfolgreiche und umfassende Implementierung von Umweltschutzmaßnahmen beim Österreichischen Alpenverein ist eine strukturierte Vorgangsweise. Diese erfordert auch die Berücksichtigung der Faktoren der Verhaltensänderung. Deshalb wurde ein erweitertes Umweltmanagement-System als Leitfaden für die ÖAV-Sektionen entwickelt. Dieses kombiniert die Umweltmanagement-Norm ISO 14001 mit dem Logik-Modell der Psychologie der Verhaltensänderung. Mit dem vier-Schritte Plan des PDCA-Zyklus gemäß der High-Level-Structure der ISO wurde ein Leitfaden zur Planung, Durchführung, Überprüfung und kontinuierlichen Verbesserung vorgestellt. Dabei wird ein Schwerpunkt auf eine ausführliche Planung gelegt, die sowohl Umweltfaktoren als auch Verhaltensfaktoren berücksichtigt, die für die Zielerreichung von Klima- und Umweltschutz relevant sind.

Am Beispiel der Sektion St. Pölten wurde die Anwendung des erweiterten Umweltmanagement-Systems zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität aufgezeigt.
Wie im theoretischen Teil aufgezeigt werden konnte, kommt bei allen Change-Prozessen dem Bewusstsein, den Einstellungen und Werten der beteiligten Personen eine wichtige Bedeutung zu. In Bezug auf Klima- und Umweltschutz wurden Kernstrategien zur Förderung von Verhaltensänderung zusammengestellt, die die Erkenntnisse der Psychologie, Pädagogik und Sozialwissenschaften berücksichtigen. Dabei wurde auf folgende Aspekte eingegangen: Stärkung biosphärischer Werte, Veränderung von Kosten und Nutzen, positives Nachrichten-Framing, Modelllernen, Verstärkung, Förderung günstiger Kontextfaktoren, Erwerb von Handlungswissen und Durchbrechen alter Gewohnheiten und Muster.

Conclusio

Die vorliegende Arbeit soll die Verantwortlichen in den ÖAV-Sektionen und auch anderen Organisationen dabei unterstützen, Klima- und Umweltschutzmaßnahmen noch besser umsetzen zu können. Die Daten zu den Treibhausgas-Emissionen der ausgewählten Alpenvereins-Sektionen stellen zwar keinen repräsentativen Ausschnitt aller 196 Alpenvereins-Sektionen dar, erlauben dennoch aufgrund der unterschiedlichen regionalen Lage und Größe der Sektionen eine Orientierung für andere Sektionen. Zudem wurde eine Vorlage zur Erhebung der eigenen Treibhausgas-Bilanz präsentiert.

Für die Förderung der nachhaltigen Transformation wäre es wünschenswert, dass innerhalb des ÖAV und auch bei anderen Vereinen die Umweltwirkungen der Vereinstätigkeit systematisch erhoben werden und durch die Implementierung eines Umweltmanagement-Systems die Wirkungen auf Klima und Umwelt deutlich reduziert werden. Dazu bedarf es auch einer klaren Zielformulierung, beispielweise Netto-null Emissionen bis 2030.

Durch ambitionierte Ziele können besondere (kreative) Lösungen entwickelt werden. Praktischerweise liegt dies auch im Selbstverständnis von vielen Bergsportler*innen. Dies kann auch ein wertvoller Beitrag zu einer noch stärkeren Positionierung des Österreichischen Alpenvereins als Umweltschutzorganisation und als Vorbildfunktion in der Gesellschaft sein.