von Norman Schmid – 18. Jänner 2022-

Das Greenhouse Gas Protocol

Mit dem Treibhausgas-Protokoll (GHG Protocol) die Emissionen des Unternehmens identifizieren, erheben und wirksame Strategien zur Reduktion planen.

Was ist das Greenhouse Gas Protocol?

Das GHG-Protokoll wird seit 2010 vom World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) herausgegeben und dient als Standard zur Erhebung und Berichterstattung der Treibhausgas-Emissionen von Betrieben, Organisationen, NGOs und Regierungen. Das WBCSD ist eine weltweite Vereinigung von über 200 Nachhaltigkeitsunternehmen, die das Ziel der Null-Emissionen, einer positiven Umwelt und gerechteren Welt vorantreiben wollen. „… to accelerate the system transformations needed for a net zero, nature positive, and more equitable future.“

Ziele

Folgende Ziele hat das GHG-Protokoll:
  • Erhebung einer Bilanz der Treibhausgase (THG), für die eine Firma oder Organisation direkt oder indirekt verantwortlich ist.
  • Vereinfachung des Aufwandes und der Kosten für die Erhebung der THG-Bilanz.
  • Informationen, wie ein wirkungsvolles Umeltmanagement mit THG-Reduktionen umgesetzt werden kann.
  • Informationen, um an freiwilligen und rechtlich verbindenden Programmen zur THG-Reduktion teilnehmen zu können.
  • Verbesserung der Konsistenz und Transparenz der THG-Bilanzierung, damit verschiedene Betriebe, Organisationen und Programme verglichen werden können.
  • Wirtschaftliche Vorteile: Management von Klimarisiken, Reduktion von Kosten, Nutzung von Chancen, öffentliche Reportings werden vereinfacht und die Teilnahme an Umweltprogrammen wird erleichtert

Erhebung der Treibhausgase und Scopes

Für die Erstellung der Bilanz der Treibhausgase bietet das GHG-Protkoll einen praktischen Leitfaden.
Im ersten Schritt müssen die Bilanzgrenzen festgelegt werden, das bedeutet, welcher Rahmen des Unternehmens bzw. der Organisation betrachtet wird. Bei einem Betrieb mit Tochterunternehmen muss entschieden werden, ob alle Teilbetriebe oder nur ein Teil betrachtet wird. Bei einem Verein können die THG-Emissionen für den Gesamtverein oder die Zweigvereine erhoben werden.

Die Scopes dienen der Zuordnung der Treibhausgase zu verschiedenen Kategorien:
Scope 1 sind direkte Treibhausgas-Emissionen, für die ein Unternehmen verantwortlich ist. Dazu zählen Emissionen von Verbrennungen bei Prozessen, dem eigenen Fuhrpark oder chemische und physikalische Prozesse. Die Scope 1 Emissionen stehen in der direkten Kontrolle des Unternehmens.
Scope 2 sind indirekte Emissionen, die durch zugekaufte Energie (Strom, Wärme) entstehen.
Scope 3 beschreibt andere indirekte Emissionen, die durch Güter, Produkte und Dienstleistungen entstehen, die das Unternehmen bzw. die Organisaton für ihre Tätigkeit benötigt bzw. für andere zur Verfügung stellt. Dabei werden die Vorketten (upstream) und nachgelagerte Ketten (downstream) betrachtet. Zu den Scope 3 Emissionen zählen auch die Emissionen durch den Pendelverkehr der Mitarbeiter:innen. Generell stehen Scope 3 Emissionen nicht unter der direkten Kontrolle des Unternehmens bzw. der Organisation und sind deshalb schwieriger zu beeinflussen.

Für die Treibhausgas-Bilanz müssen die Scope 1 und Scope 2 Emissionen erfasst werden, Scope 3 ist nicht verpflichtend, wird aber empfohlen. Die Erhebung der Scope 3 Emissionen ist deutlich komplizierter als von Scope 1 und 2. Mit voranschreitender Verpflichtung von Unternehmen, GHG-Bilanzen zu erstellen, wird dies in Zukunft vereinfacht werden.

Welche Treibhausgas-Emissionen werden im GHG-Protokoll erhoben?

Im GHG-Protokoll werden Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O), Fluorkohlenwasserstoffe (FKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC) und Schwefelhexafluorid (SF6) erhoben. Sämtliche Treibhausgase werden auch in CO2-Äquivalenten (CO2e) angegeben. Dabei wird die Treibhausgasaktivität der verschiedenen Stoffe mit dem Treibhausgaspotential von CO2 = 1 verglichen. Methan hat beispielweise das 25fache Treibhausgaspotential, Lachgas das 298fache THG-Potential.

Der größte Anteil der Treibhausgase an der globalen Erwärmung entällt auf CO2 mit 66,1 %, gefolgt von Methan mit 16,4 % und Lachgas mit 6,4 %. Besonders das Auftauen der Permafrostböden und auch die Landwirtschaft bergen durch die entweichenden Methan-Gase eine erhebliche Gefahr für eine steigende Dynamik der globalen Erwärmung.

Kalkulation von Treibhausgas-Emissionen (THG)

Das GHG-Protokoll bietet verschiedene Möglichkeiten der Kalkulation der THG-Emissionen an. Im ersten Schritt werden die Emissionen-Quellen für Scope 1, 2 und 3 identifiziert. Im nächsten Schritt werden die Erhebungs- und Kalkulationsmethoden festgelegt. Es werden die Daten (z.B. Benzinverbrauch der Fahrzeugflotte, Stromverbrauch) mit dem entsprechenden Emissionsfaktor multipliziert.

Entscheidend ist auch die Wahl der Kennzahlen. CO2e-Emissionen von Fahrzeugen können beispielweise als Gesamt-Emissionen oder Emissionen pro Personenkilometer angegeben werden. Dies ist für die Vergleichbarkeit über die Zeit und auch mit anderen Betrieben / Organisationen von Bedeutung.

Präsentation der Ergebnisse

Die Ergebnisse der GHG-Bilanz werden nach der Erhebung intern und extern präsentiert. Die interne Präsentation für das Management und die Mitarbeiter:innen dient zum Aufzeigen der wesentlichen Emissions-Quellen und soll dafür sensibilisieren, Treibhausgas-Reduktionsmaßnahmen einzuleiten. Die Präsentation nach außen dient der Information der Stakeholder (Geschäftspartner, Kunden, Financiers, etc.) und zeigt das Verantwortungsbewusstsein des Unternehmens / der Organisation für Klima- und Umweltschutz auf.

Ziele und Strategien für Treibhausgas-Reduktionen

Aufbauend auf der GHG-Bilanz werden Ziele und Strategien zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen erarbeitet. Dabei ist die Einbindung aller Beteiligten von essentieller Bedeutung. Eingebettet in ein umfassendes Umweltmanagement-System können die wichtigsten Hebel geplant und umgesetzt werden.
Dabei wird bei den „low hangig fruits“ gestartet, um ersten Erfolge rasch sichtbar machen zu können. Gleichzeitig ist auf die Faktoren mit dem größten Umwelt-Impact zu fokussieren (z.B. Energie, Wärmebedarf und eventuell Mobilität bei einem Dienstleistungsunternehmen).

Mit einem entsprechenden Projekt- und Prozessmanagement können die Umweltmaßnahmen langfristig implementiert werden. Dieses beginnt bei einer Vision und Mission in Bezug auf Nachhaltigkeit und wird dann gemäß der ISO High-Level-Structure und dem PDCA-Zyklus (Plan, Do, Check, Act) umgesetzt.

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