von Olivia Schmid - 12. Februar 2021-

Nachhaltiger Konsum und die Konsumwahl


Der Konsum von uns Menschen, welcher oftmals exzessiv vonstattengeht und vorrangig in Industrieländern zu beobachten ist, wirkt sich massiv auf unsere Umwelt aus.
Im Gegensatz dazu bezeichnet nachhaltiger Konsum den „Ver- bzw. Gebrauch von Gütern und Dienstleistungen, der die Bedürfnisse der Konsumenten erfüllt, Umwelt und Ressourcen schont und sowohl sozialverträglich als auch ökonomisch tragfähig ist (Die Bundesregierung Deutschland, 2011).“

Welche Faktoren beeinflussen die Konsumwahl?

Die Einflussfaktoren auf die individuelle Konsumwahl lassen sich in vier Bereiche einteilen: Das Produkt und seine Produkteigenschaften, Markt- und Kaufsituation und soziale und kulturelle Einbettung der Kaufsituation. Letzteres unterteilt sich u.a. in Persönlichkeitsvariablen, Informationsverarbeitungsprozesse, (Lern-)Erfahrungen und Gewohnheiten. Die vier Teilbereiche lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen und stehen in enger Verbindung. Ebensowenig lässt sich ein einzig wahres Modell erstellen, welches die Konsumentscheidungen für jedes Produkt bzw. jede Dienstleistung analysiert. Des Weiteren müssen die Kaufsituationen, die (eingeschränkte) Rationalität, Gewohnheiten und moralische Faktoren auch miteinbezogen werden.

Wie kommt eine Verhaltensänderung in Bezug auf die Konsumwahl zustande?

Hemmfaktoren und unterstützende Faktoren wirken auf das Verhalten, und lösen mögliche (Ver-)Änderungen aus. Eine Verhaltensänderung wird beispielsweise Argumente begünstigt oder gehemmt. Ebenfalls wird eine drohende Konsequenz bei Beibehaltung dieser Handlungen und der Einsatz von Anreizen bei einer Änderung einen dazu veranlassen, über das Verhalten nachzudenken. Drohende Sanktionen, äußere Zwänge und mangelnde persönliche Motivation zählen zu den hemmenden Faktoren.

Beim nachhaltigen Konsum geht um das Neuerlernung von Verhaltens- und Konsummustern. Die Überwindung von Gewohnheiten und Routinen stellt für jeden eine Herausforderung und mentale Anstrengung dar. Im Sinne der Nachhaltigkeit lohnt sich diese Umstellung jedoch sowohl für die Umwelt, als auch für uns selbst (vergleiche dazu Impact der eigenen Person). Und das erfreuliche daran: hat man die neuen Verhaltensmuster einmal gelernt, dann sind diese ganz selbstverständlich und fallen auch leicht.

Der Nachhaltigkeitsbegriff und seine Komponenten

Das Thema „Nachhaltigkeit“ begegnet uns mittlerweile fast jeden Tag in den Medien, in der Wissenschaft und bei der Diskussion mit Freunden. Ab den 1970er Jahren wurde das Bewusstsein für die Umwelt in Politik und Gesellschaft durch die Energie- und Ölkrise revolutioniert. Die Schonung natürlichen Ressourcen und ein nachhaltiges Bewusstsein des ökonomischen Prinzips resultierten daraus. Aufgrund der häufigen Verwendung des Wortes Nachhaltigkeit ist es fast zu einem Modewort geworden und es wird teilweise auch in falschen Kontexten verwendet. 

Das Nachhaltigkeitskonzept setzt sich aus verschiedenen Modellen zusammen: der Ökologie, der Ökonomie und des Sozialen.
Die Vermeidung von Nachteilen nachkommender Generationen durch das Agieren innerhalb des Kapitalrahmens wird vom Prinzip der ökonomischen Nachhaltigkeit beschrieben. Die ökologische Nachhaltigkeit hat die Erhaltung der Natur zum Ziel und ist im Sinne des Umweltschutzes die tragende Säule. Die Förderung des Arbeitsklimas und des gesellschaftlichen Zusammenhaltes ist das Ziel der sozialen Nachhaltigkeit.

Damit in einem Unternehmen Nachhaltigkeit sichergestellt werden kann, wird die Triple-Bottom-Line (TBL) als Orientierung herangezogen, welche an die drei Säulen der Nachhaltigkeit angelehnt ist. Bei einer übereinstimmenden Umsetzung der ökologischen, sozialen und ökonomischen Ziele gelingt es einem Unternehmen, eine nachhaltige Entwicklung zu verfolgen.

Inwiefern beeinflusst der Umweltaspekt die Konsumentscheidung?

Bislang ist der Umweltgedanke bei Kaufentscheidungen nur bei einer Minderheit von Bedeutung. Für die Mehrheit der Bevölkerung sind andere Aspekte, wie Preis, Image, Nützlichkeit und das Lustgefühl beim Kauf vorrangig. 

Im Sinne einer Transformation unserer Konsumgesellschaft ist bei Kaufentscheidungen ein Umdenkprozess wichtig. Wenn es gelingt, bei jedem Kauf die Umwelt mitzudenken, dann ist bereits vieles erreicht. Das klingt auf den ersten Blick aufwändiger, als es tatsächlich ist. So können Sie bei Kopierpapier überlegen, ob dies ein Recyclingpapier bzw. umweltzertifiziert ist (z.B. FSC, Blauer Engel). Beim Kauf eines Notebooks oder PCs kann auf ressourcenschonende Herstellung geachtet werden. So ist zum Beispiel Intel bemüht, Nachhaltigkeit im gesamten Produktionszyklus zu verbessern. Und selbst beim Prozess des Einkaufens kann darauf geachtet werden, Fahrten mit dem PKW zu reduzieren, Öffis zu benutzen oder mit dem Rad zu fahren. 

Neben den Vorteilen des Umweltschutzes und der Förderung fairer Arbeitsbedingungen ist meistens auch eine höhere Qualität dieser Produkte vorhanden, die sich wiederum in einer längeren Lebenszeit auswirken und damit auch die Finanzen schonen. 

Zusammenfassung:

Der gesellschaftliche Wandel zu einem nachhaltigen Konsum gelingt nur dann, wenn nicht nur "grüner" konsumiert wird, sondern auch sparsamer, nach der Devise "reduce - reuse - recycle". 
Im Alleingang kann zwar die Umwelt nicht gerettet werden, aber in der Summe vieler Einzelentscheidungen kann eine beträchtliche Masse entstehen, die zu wirksamen positiven Veränderungen führt. Besonders das 
Wechselspiel von KonsumentInnen, Unternehmen und der Politik ist hierbei gefordert.


Literatur:
Kühling, Jan. 2014. Nachhaltiger Konsum und individuelle Konsumwahl. Eine Analyse umweltfreundlichen Konsumverhaltens. Marburg: Metropolis-Verlag.
Wartig, Nicole. Mögliche Lösungsansätze zur Problematik der Transportlogistik unter besonderer Betrachtung der Nachhaltigkeit im Vergleich zwischen Deutschland und Österreich.
Visschers, V., Tobler, C., Cousin, M. E., Brunner, T., Orlow, P., & Siegrist, M. 2009. Konsumverhalten und Förderung des umweltverträglichen Konsums: Bericht im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt BAFU. Zürich: Consumer Behavior, ETH Zürich.
Ekardt, Felix. 2019. Warum Konsumentscheidungen allein die Umwelt nicht retten. Bundeszentrale für politische Bildung.