von Olivia Schmid – 10. Dezember 2020-

Umweltgerechte Mobilität ist sozialgerechte Mobilität


„Es braucht ein Ende der Privilegien für klima- und
gesundheitsschädliche Mobilität“
(Willi Nowak, VCÖ-Geschäftsführung)


Viele Kosten des Verkehrs werden nicht von den Nutzenden bezahlt

Neben privaten Kosten, wie für eine Fahrkarte oder eine Fahrzeuganschaffung fallen andere Kosten an, wie z.B. Kosten für die Instandhaltung der Infrastruktur. Diese Kosten werden von den Nutzenden nicht direkt übernommen. Die Umwelt der zukünftigen Generationen wird durch diese ausgeblendeten Kosten, wozu Abgase oder Treibhausgasemissionen zählen, belastet. Etwa 500 Milliarden Euro werden pro Jahr im Verkehr als externe Kosten in der EU verursacht, wobei die rund 146 bis 243 Milliarden Euro, welche aufgrund des Zeitverlusts bei Verkehrstaus anfallen, nicht miteingerechnet werden. In der EU fallen rund 77 Prozent in den Bereich des Personenverkehrs und 23 Prozent macht der Güterverkehr aus. Die externen Kosten belaufen sich in Österreich auf rund 13 Milliarden Euro pro Jahr und auch hier macht der Personenverkehr den Großteil aus. Zu den Kosten der Verkehrsunfälle zählen juristische, medizinische und verwaltungstechnische Leistungen. Um den verzerrten Wettbewerb zu korrigieren müsste eine Reform der öffentlichen Mobilitätssubventionierung stattfinden. Faire und klimapolitisch vorausschauende Rahmenbedingungen sind das Ziel und eine Internalisierung der externen Kosten sind die Voraussetzung dafür.

Personenmobilität sozial gerecht gestalten

Eine gute öffentliche Verbindung ist eine Daseinsvorsorge, denn nicht jeder kann sich den Transport mit einem PKW leisten. Kinder, Menschen ohne Führerschein oder Verkehrsuntauglichkeit, und Menschen mit geringem Einkommen können sich somit schwer selbständig fortbewegen. Das Grundrecht auf Mobilität wäre zusätzlich mit einer adäquaten Fuß- und Radverbindung gesichert. Durch eine sozial gerechte Personenmobilität würde das Weitern die allgemeine Gesundheit profitieren, da die Luftverschmutzung und der Lärm reduziert würden. Hohe Mindeststandards im öffentlichen Verkehr und flexible zeitliche Angebote würden eine bessere Anbindung an die Kernstädte bedeuten. Die Umwelt würde zusätzlich entlastet werden, wenn der Straßenraum mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger zulassen würde.

Klimaverträgliche Mobilität hat positive Auswirkungen auf die Beschäftigung

Die hochrangigen Straßenverbindungen in Österreich beeinflussen die Wohnortwahl und das Pendlerverhalten. Wirtschaftlich unterdurchschnittlich entwickelte Gebiete können jedoch allein durch die Straßenverbindung keine Verbesserung in der Bevölkerungsentwicklung verzeichnen. Ein Ausbau der Straßeninfrastruktur hat demnach keinen positiven Effekt auf die Reduzierung der Ungleichheit. Oft wird der technische Wandel mit einem Arbeitsplatzverlust assoziiert, die Mobilitätswende schafft jedoch vielfältige und zum Teil neue Arbeitsmöglichkeiten. Durch die fortschreitende Elektrifizierung in der Automobilindustrie fällt die Herstellung der Verbrennungsmotoren und des Abgassystems, welche rund ein Drittel der gesamten Produktion ausmachen, weg. Die Beschäftigung in Werkstätten sinkt aufgrund der geringen Reparaturen der Elektrofahrzeuge ebenfalls. Jedoch entstehen neue Berufssparten und Dienstleistungen: Bereitstellung und Wartung der Ladestationen für Elektroautos und z.B. das Marketing für Carsharing. Der Fahrradsektor bietet ebenfalls neue Beschäftigung in Produktion, Handel, Service, Radtourismus und Bau der Radverkehrsinfrastruktur.

Zusammenfassung

Der Straßenausbau hat weder positive Effekte auf die Reduzierung der Ungleichheit noch auf die Klimaverträglichkeit, weshalb ein Umdenken des Mobilitätsverhaltens nicht nur gut für das Klima ist, sondern auch zur Verbesserung der Ungleichheit in der Bevölkerung beiträgt. Das Grundrecht auf Mobilität muss für alle gewährleistet sein, da sich einige keinen PKW leisten können oder verkehrstüchtig sind. Dafür bedarf es einem Ausbau der öffentlichen Infrastruktur und der Rad- und Fußgängerwege. Da die Kosten des Verkehrs nicht komplett von den Nutzenden bezahlt werden muss auch hier eine Reformation stattfinden, da diese Umweltkosten sonst von den zukünftigen Generationen bezahlt werden müssten. Durch eine klimagerechte und sogleich sozial gerechte Mobilität werden auch neue Beschäftigungsplätze geboren, wie z.B. im Fahrradsektor.

Literatur:
VCÖ. 2017. Mobilität mit Zukunft – Ausgeblendete Kosten des Verkehrs.

verfasst von Olivia Schmid